Auf die Frage wie er zur Musik gekommen sei, sagt Karl Ritter: "Es war umgekehrt. Die Musik ist zu mir gekommen und das geschah, als ich so 3 bis 4 Jahre alt war." Schon seit vielen Jahren hat Gitarrist Karl Ritter, der seine Karriere bei Ostbahn-Kurti & Die Chefpartie startete, einen Fixplatz in der österreichischen Musikszene. In zahlreichen Projekten zwischen Rock, Pop, Jazz, Improvisation, Filmmusik, Spoken Word Experimenten bis hin zu World Music musizierte er u.a. mit Depeche Mode-Sänger Dave Gahan, Otto Lechner, Kadero Rai, Anne Bennent, Wolfgang Mitterer u.v.a. Am 12.7.2018 kommt das filmische Portrait "Guitar Driver" in die Kinos, bei dem Walter Größbauer Regie geführt hat. Der Regisseur wurde für "Guitar Driver" bereits mit The Indie Film Fest Awards ausgezeichnet. Wir trafen den Protagonisten der Doku, Karl Ritter, zum Interview.
Karl Ritter: Nein, das ist heute nicht mehr so. Ich habe schon 1995/96 meine erste Solo-CD veröffentlicht und auch vor, während und nach der Ostbahn-Zeit immer meine eigenen Sachen gemacht. Nur in den ersten Jahren, als ich das „Dobromann“-Soloprogramm gespielt habe, gab es bei den Konzerten immer ein paar Ostbahn-Fans, die etwas enttäuscht waren, weil sie sich was anderes erwartet hatten. Aber sowas gehört der Vergangenheit an. Ich habe den Ostbahn quasi abgeschüttelt (schmunzelt)!
Der Regisseur Walter Größbauer hat mich 2015 kontaktiert und gemeint, er will einen Film über mich machen. Wir kannten uns schon vorher, da ich bei seiner Doku über Indien ("Indian Dreams", 2012) die Filmmusik komponiert habe.
Es wurde ca. ein Jahr mitgefilmt. Das war on Mitte 2015 bis Mitte 2016. Walter hat da in diesem Zeitraum alle meine verschiedenen Konzerte mitgefilmt, und ein paar davon haben wir in den Film mit hineingenommen.
Eigentlich nicht. Ich kann ein bißchen Schlagzeug und Bass spielen, aber das Instrument, das ich hauptsächlich im Griff habe, ist nach wie vor die Gitarre. Ok, Mandoline spiele ich auch noch ab und zu, aber sonst gibt es nur die Gitarre für mich!
Puh, das weiß ich jetzt nicht so genau (schmunzelt). Daran kann ich mich nicht erinnern! Es gab da in Stockerau, wo ich aufgewachsen bin, eine Band, wo wir immer zuhören gegangen sind, wenn sie geprobt haben. Das war vielleicht so das erste Mal, wo ich Live-Musik gehört habe. Und mit 15, 16 Jahren bin ich einmal nach Kofidisch im Burgenland zu einem Festival gefahren. Da haben u.a. Opus gespielt. Das war damals noch so säbeltanzmäßig mit dreistimmigen Gitarren-Solos (schmunzelt)! Später, so um 1975 /1976 habe ich dann z.B. einmal Frank Zappa in der Stadthalle in Wien gesehen.
Ich muss da gestehen, dass ich schon lange Zeit mehr keine Musik von Tonträgern höre. Wahr-scheinlich habe ich mir vor 20 Jahren zum letzten Mal eine CD gekauft. Erstens bin ich der Meinung, dass es in der aktuellen Pop- und Rockmusik nichts Neues mehr gibt bzw. dass da schon alles Wichtige erzählt wurde, was mich interessiert hat. Ich höre mir keine alten Sachen mehr an!
Als Jugendlicher war ich ein großer Zappa-Fan, auch von Captain Beefheart und ähnlichen Sachen, aber das ich sagen könnte, diese und jene wäre das beste Album, das gab´s bei mir eigentlich nicht. Natürlich habe ich noch gute Erinnerungen an die eine oder andere Nummer von Miles Davis oder Frank Zappa, die mir früher sehr gefallen haben, aber da wüßte ich jetzt die Titel auch nicht auswendig. Im Unterschied zu den meisten anderen Musiker-Kollegen habe ich auch ganz wenig nachgespielt. Cover-Versionen zu spielen, damit habe ich erst beim Ostbahn-Kurti begonnen. Ich will nicht das spielen, was schon tausende andere Musiker vor mir gespielt haben. Ich will lieber mein eigenes Zeug machen!
Klar, auf jeden Fall! Ich konnte z.B. als Jugendlicher nie verstehen, wie jemand 30 Jahre lang Blues spielen kann. Ich habe auch Blues gespielt, aber wollte das auf keinen Fall so einen langen Zeitraum machen (schmunzelt). Das war natürlich auch ein bisschen naiv von mir. Heute weiß ich, das es da oft geschäftliche Gründe dafür gibt, einem Stil so lange treu zu bleiben bzw. dass es halt Leute gibt, die sozusagen mit musikalisch beschränkten Mitteln auch zufrieden sind. Aber für mich wäre das nix!
Genau! Ich bin nicht so komerziell orientiert, dass ich sage, mit dieser und jener Musik habe ich so einen Erfolg, dass ich das bis zum Geht-nicht-mehr ausquetsche. Ich mache Musik, weil's mir taugt! Ich habe das Glück, dass ich schon über 30 Jahre von meiner Musik leben kann. Ich würde auf keinen Fall Musik machen, nur um Geld zu verdienen. Für mich ist es Lebensqualität, wenn ich mich mit verschiedenen Sachen beschäftigen kann und kreativ sein kann. Da geht es nicht ums Geld, sondern darum meine eigenen künstlerischen Bedürfnisse zu befriedigen.
Ich möchte auf jeden Fall dieses Crash Test Jazz-Prinzip, das man im Film in einem Mitschnitt sieht, wo ich mit Mamadou Diabate und seiner Band und meiner Band parallel spiele, weiterverfolgen und es auch weiterentwickeln. Das erscheint mir derzeit am interessantesten. Bis jetzt war ich mit der Musik für die aktuelle Produktion der Theater-Festspiele in Stockerau beschäftigt, aber jetzt ist wieder Platz für etwas Neues.
Ja, aber erst nachdem der Film im Kino gelaufen ist. Ich würde sagen ca. ab Anfang Jänner 2019 sollte die DVD von "Guitar Driver" erhältlich sein. //
Interview: Robert Fischer
Fotos: Lukas Beck
Film-Infos:
Guitar Driver
Dokumentarfilm, 84 Min., Österreich
Filmverleih: Fortuna Media (2018)
Kinostart: 12.7.2018
Premiere Wien: 12.7.2018 (DeFrance Kino 19:30)
Premiere Stockerau: 13.7.2018 (Apollo Kino, 19:30)
Buch+Regie Walter Größbauer
Produzentin Claudia Pöchlauer
Kamera Walter Größbauer, Istvan Pajor, Josef P. Wagner, David Lindengrün, Daniela Dittinger
Schnitt Walter Größbauer
Untertitel Helene Streissler
Übersetzung Eric Lomas
Soundtrack Karl Ritter
Musik Mix & Mastering Chris Scheidl
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