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Angekündigt wurden die beiden deutschen
Liedermacherinnen als "Kabarett", haben aber trotzdem einfach ihre Lieder
gesungen. Ein Schicksal mit dem viele Musiker zu kämpfen haben, sobald man die
Texte versteht und mitunter auch gelacht werden darf, und umso mehr
verwunderlich, wenn man weiß, dass Dota Kehr und ihre Stadtpiraten 2008 den Förderpreis der
Liederbestenliste Deutschland erhielt und im Zuge dessen den Preis - ein
Konzertauftritt - in Wien entgegennahm. Passend dazu eröffnet Uta Köbernick den
Abend mit "Ich hab vergessen, worum's geht". Dota hat der Stadt ein eigenes Lied
geschrieben und frägt darin: "Was kostet es von hier nach Sao Paolo zu fliegen?
Wann hat der Bürgermeister Geburtstag? Gut, morgen heißt der Samba dann 'München'. Wenn es finster ist, gehört den Schatten die Welt." Sie kann es zwar
nicht beweisen, aber wir auch nicht das Gegenteil. Ihre Lieder kennen zwei
Grundstimmungen: traurig und beängstigend. Meistens sieht sie die Welt in
verschiedenen Schattierungen von Schwarz. Trotzdem gab es vor der Pause ein Stück
in Dur, damit wir nicht am Tresen schlecht reden.
"Wie kann man scheitern, wenn das scheitern nicht wär?
Yes we can, yes we can"
Im saisonbedingten Gedankensammelsurium wird der
Beziehung nachgetrauert, der Liebe auch. Es sind Begebenheiten, die man so oder
so ähnlich kennt, in Worte gefaßt, die dem Lebensgefühl junger Großstadtfrauen
entsprechen. Während Uta Köbernick ihr Publikum siezt und gelegentlich auch
einen kleinen Text zum Vortrag bringt, wird von Dota Kehr herzlich geduzt. Sie
singen abwechselnd und meist die eine beim Refrain der anderen mit. So auch
beim aktuellen Lied zum Mauerfall. Denn wer scheitert schon gern allein. "Scheitern" wurde nach den Wahlen in den USA aktualisiert. "Auch Deutschland
hat gewählt, nach wie vor der Wahl, na dann schau mer mal." So vergeht der Abend viel zu schnell während die
Gitarre hin un her gereicht wird und dabei jedes mal ein Quentchen Weltschmerz
von den eigenen Schultern genommen wird. Denn Beziehungsfrust und -glück sind
letztlich doch nur Luxusgefühle. (Text: Christine Koblitz; Fotos: Peter Blau)
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